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Die Bedrohung aus dem Jenseits


Schlesientribüne - das Magazin, 18.12.1998



Die Bedrohung aus dem Jenseits



Es erzählt WANDA PRATNICKA, Exorzistin aus Gdansk (Danzig)



Es gibt eine Menge von Häusern mit "unerwünschten Mietern" und viele Gründe dafür, warum sich die Verstorbenen in unseren Wohnungen "anmelden". Sie sind unsichtbar und werden immer ungebetene Gäste sein. Schlimmer kommt es, wenn sie zu unberechenbarer Bedrohung werden.

Ich war sieben, vielleicht acht Jahre alt. Als ich einmal mit der Straßenbahn fuhr, sah ich eine auf den Schienen unbewegt stehende Frau. Ich machte ein schreckliches Geschrei. Der Straßenbahnführer bremste, ohne genau zu wissen, warum. Niemand sah nämlich ein Hindernis auf den Schienen. Die Straßenbahn fuhr weiter, jedoch viel langsamer als gewöhnlich. Nach zwei oder drei Minuten kam das nächste Bild. Diesmal sah ich ein auf den Schienen liegendes Kind. Diesmal war es aber wirklich da. Meine frühere, scheinbar unbegründete Hysterie beschützte das kleine Kind vor dem sicheren Tod. Damals wusste ich noch nicht, was wirklich passierte. Ich ahnte nicht, dass ich etwas sah, was das menschliche Auge überhaupt nicht wahrnimmt. Dann benutzte ich diese Fähigkeiten bewusst und freiwillig.
Die Geister sind sehr oft bemüht, ihre Anwesenheit für die Lebenden sichtbar zu machen. Für mich sind solche Kontakte nicht unangenehm. Vielen haben sie jedoch das Leben durcheinandergebracht. 

Der "halbvollzogene" Abgang
Anfälle von heftiger Unruhe, plötzliche, obwohl regelmäßig empfundene Schwächung sind ein Anzeichen dafür, dass sich in unserer Nähe ein Geist festsetzte. Ein vor Jahren verstorbener Onkel oder die Urgroßmutter verzichtet nicht immer gern auf unsere Gesellschaft. Es kommt vor, dass solche Geister letztendlich in Form von lästiger Energie in unseren Heimen verbleiben. Sie machen sich erkenntlich, indem sie mit einem merkwürdigen Gedanken in unseren Kopf eindringen, oder sie kommen mit starker Angst oder Selbstmordgedanken. Angriffe aus dem Nichts, nicht rechtzeitig erkannt, werden das Opfer immer häufiger quälen. Diese Geister waren einst normale Menschen. Alte Gewohnheiten halten sie manchmal dort fest, wo sie früher wohnten oder sich aufhielten.


Zwangsräumung unverzüglich notwendig
Eine Zwangsräumung für solche "unerwünschten Mieter" fällt oft nicht leicht. Vor einigen Monaten brachten zwei erwachsene Menschen vor mein Haus ein halb besinnungsloses Mädchen. Während einer spiritistischen Sitzung verkündete einer der beschworenen Geister, dass die Tochter einer der Anwesenden Personen nie wieder aufwachen würde, wenn sie sie einschlafen ließen. Das Opfer der leichtsinnigen Eltern hatte also bereits seit zwei Tagen kein Auge zugetan. Man brachte sie auf alle möglichen Weisen zu sich, einschließlich des Begießens mit eiskaltem Wasser. Man sollte in Anbetracht ziehen, dass sich der Vorfall im Winter zugetragen hat. Sofort habe ich das Mädchen ins Bett gelegt. Alles endete darüber hinaus glücklich.
Sehr oft kommt es vor, dass die während einer spiritistischen Sitzung eingeladenen Geister nicht mehr gehen wollen. Unbemerkbar sickern sie in das uns umgebende energetische Feld ein. Wenn sie nicht rechtzeitig erkannt werden, dringen sie in unser Bewusstsein ein.


Die Absenderadresse aufschreiben
Hunderte, von den mich um Hilfe bittenden Klienten, sind Teilnehmer der Sitzungen mit einem rotierenden Tischlein in der Hauptrolle. Für viele endet es mit der Hysterie - irrtümlicher aber genauso zerstörerischer Überzeugung von Angriffen aus dem Jenseits. Oft sind es aber nicht nur Trugbilder. Der beschworene Verwandte reagiert oft auf die Aufforderung. Sehr gern gibt er uns alle möglichen Antworten. Und dass er sich nachträglich als ein fremder Geist erweist, ist eine ganz andere Sache. Er sagt genau das, was wir hören wollen. Er entziffert nämlich fehlerlos die Signale aus unserem Unterbewusstsein. Er sieht unsere Absichten und Träume wie auf der Hand. 
Einen Geist aus dem Jenseits loszuwerden ist schwer und manchmal gar unmöglich. Es ist nicht leicht, mit ihm Kontakt aufzunehmen. Noch schwieriger ist es ihn zu überreden, dass er dorthin ziehen sollte, wohin die Toten in der Regel wandern, d.h. zu Gott. Einmal arbeitete ich an einem Opfer von einem Autozusammenstoß. Der Tod erfolgte blitzschnell. Die Verstorbene schaffte es nicht, sich klar zu werden, dass ihr Leben zu Ende war. Hartnäckig hielt sie sich an ihrer Wohnung fest. Es war eine Frau, die leidenschaftlich viele Jahrzehnte hindurch fleißig Untertassen und Tassen sammelte, an denen sie sehr gehangen hat. Der Tod vernichtete ihre Liebe zu den jahrelang gesammelten Kleinigkeiten keinesfalls. Sie blieb also in ihrer Wohnung. Die neuen Mieter spürten dort eine seltsame Fremdheit. Sie wussten nicht, warum es ihnen an Kräften fehlte, irgendwas zu tun. Jeden Tag quälten sie Angstzustände.


Der Kampf um den Körper
Die Geister bleiben nach dem Tode so, wie die Menschen zu Lebzeiten waren. Leidenschaften, Gewohnheiten und Gefühle sterben nicht. Mit der Besessenheit fängt auch der Kampf um den Leib an. 
Es kommt vor, dass Geister wie Parasiten an uns heften und sich von unserer Energie ernähren. Es gibt auch solche, die in den Menschen eindringen. Wir haben dann schon mit einer Heimsuchung zu tun. Manchmal handelt es sich um eine Beherrschung des ganzen Menschen. Der Geist eines boshaften Menschen kann in uns einen geradezu dämonischen Charakter zeigen. Amerikanische Statistiken sagen, dass jeder zwölfte Mensch eine in deren Folgen mehr oder weniger gefährliche Begegnung mit Jenseits erlebte. Während meiner zwanzigjährigen Praxis musste ich Massen von verirrten Geistern helfen. Unentbehrlich ist für mich jedes Mal die Hilfe meines geistigen Betreuers. Er ist es nämlich, der die Geister zum Fortgehen überredet und sie auf ihrer Reise begleitet. 

Autor: (graw)