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Besetzung


Sie finden hier Originalausschnitte aus Wanda Pratnicka's Buch 
"Von Geistern besessen - Exorzismen im 21 Jahrhundert":

 

Eine Frau bat mich einmal um Hilfe für ihren Bruder, der mehrere Jahre in einer Nervenheilanstalt verbrachte. Sie pflegte ihn mit Ausdauer, indem sie ihn zweimal in der Woche besuchte, hin und zurück je 80 Kilometer zurücklegend. Sie gestand: "Frau Pratnicka, ich werde mit meinen Pflichten nicht mehr fertig, ich liebe meinen Bruder, aber ich habe einen wunderbaren Menschen lieb gewonnen, der mir einen Heiratsantrag machte. Als meine Mutter lebte, ließ sich es sich für meinen Bruder so ausgezeichnet an, er beendete sein Studium und schrieb seine Doktorarbeit. Er spricht fließend vier Fremdsprachen, aber nach ihrer Tod war alles vergebens". 
Es wurde mir sofort klar, wer die Ursache der Probleme war, aber für alle Fälle prüfte ich, ob es nicht noch jemanden gab. Als ich es der Schwester des Kranken erzählte, wunderte sie sich kaum. "Die Beiden hatten tatsächlich eine außerordentliche Beziehung zusammen. Meine Mutter sah nichts außer meinem Bruder, alles war nur für ihn, niemand sonst galt etwas für sie, weder ich noch mein Vater. Zu ihren Lebzeiten erwiderte mein Bruder ihre Liebe nicht so stark, er war einfach ein normaler, gesunder Junge. Erst als sie starb, begann etwas mit ihm zu geschehen, vielleicht weil er sie so sehr liebte". Ich geleitete die Mutter fort und nach drei Tagen stellten die Ärzte im Krankenhaus fest: "Sie hatten Glück, Sie sind völlig gesund, gehen Sie nach Hause und denken Sie nicht mehr an uns". Man entließ ihn aus dem Krankenhaus und er fuhr zu seiner Schwester. Wie groß war ihre Freude. Sie riefen mich sofort an und ich hörte die beiden durcheinander rufen: "Frau Pratnicka, mein Bruder ist zurückgekommen und glauben Sie mir, er spricht ganz normal, er erinnert sich sogar an alles. Seit zwölf Jahren trinken wir zum ersten Mal wieder gemeinsam Kaffee".
Sie weinten vor Glück, lachten und weinten wieder in den Hörer. Sie redeten wohl eine Stunde lang mit mir. Ihre Freude währte aber nicht lange, denn die Mutter dachte überhaupt nicht daran, für immer fortzugehen, und mit ihrer Rückkehr kam auch die Krankheit zurück. Es war noch schlimmer, weil der Bruder in einem schrecklichen Tobsuchtanfall beinahe das ganze Hab und Gut seiner Schwester in Schutt und Asche gelegt hätte. Sie rief mich an, ich geleitete den Geist fort und er beruhigte sich sofort. Zum Glück wurde ihm bewusst, was die Ursache seines Unglücks war und er beschloss, sich das nicht mehr zu gestatten. Früher ergab er sich - jetzt, obwohl er seine Mutter liebte, wollte er sein eigenes Leben führen. Er verstand, dass, indem ihm die Mutter so wie früher helfen wollte, sie ihm einfach nur schadete. Er wollte gesund sein und erlaubte ihr nicht, dazubleiben. Es war unglaublich schwer, aber er gab nicht auf. Die Mutter kam noch von Zeit zu Zeit zurück, bis sie endlich ganz fortging. Er verabschiedete sich für immer von ihr. Jetzt ist er ein berühmter Wissenschaftler und holt die verlorene Zeit nach. Die Mutter war eifersüchtig und der Sohn musste sich ihr widersetzen. Wenn er das gemacht hätte, wäre es nicht möglich gewesen, sie fort zu geleiten, weil er sie wieder zurück gezogen hätte.(...) 

Eines Tages brachte man eine Frau zu mir, die extrem mager war. Bei einer Größe von einem Meter Achtzig, wog sie siebenunddreißig Kilo. Sie wurde geführt, und wenn sie alleine ging, stützte sie sich an den Wänden ab. Sie kam mit ihrem Mann und zwei kleinen Kindern. Sie hatte sich einer Reihe von Untersuchungen unterworfen und die Ärzte konnten die Ursache ihres Problems nicht finden. Als ich das prüfte, kam heraus, dass ihre Großmutter in ihr saß und sie höchstwahrscheinlich die Ursache für die Abmagerung war. Als ich ihr das sagte, entrüstete sie sich und sagte - "Nein, meine Oma niemals. Das glaube ich niemals, sicher irren Sie sich. Wir pflegten sie mit meinem Mann bis zuletzt, sie starb glücklich und ausgesöhnt. Nein, das muss jemand anders sein". Dann rief mich der Mann noch mehrmals in ihrem Namen an und bat, dass ich es nochmal prüfe. Sie bestanden hartnäckig darauf, dass dieser Geist bestimmt nicht ihre geliebte Oma war. Ich sagte das Meinige, sie das ihrige. Wenn ich mit dem Geist der Oma sprach, sagte sie etwas ganz anderes. Sie hegte einen Groll gegen ihre Enkelin. Ich begann, lange Gespräche mit ihr zu führen und erfuhr, dass sie diese "Schlampe" (genau so äußerte sie sich über ihre Enkelin) nie in Ruhe lassen würde. 
Am liebsten wollte sie, dass ihre Enkelin "wie ein Hund krepiert" und das, weil sie einmal ihr Hündchen getreten hatte. Beim nächsten Telefonat fragte ich sie, ob sich solch ein Ereignis tatsächlich zugetragen hat. Sie antwortete nicht, so erstaunt war sie. Am Abend rief sie mich an und sagte schuldbewusst, sie habe als kleines Mädchen wirklich den Hund ihrer Oma unabsichtlich getreten. Sie hätte nicht gedacht, dass ihre Oma ihr das immer noch übel nehmen könnte, zumal sie sich mehrmals bei ihr dafür entschuldigt hatte. Noch viele Wochen lang wollte die Oma nicht nachgeben und fortgehen und wünschte ihrer Enkelin den Tod. Als sie endlich ging, begann die Enkelin in so rasendem Tempo zuzunehmen, dass ihre Mitbewohner lachten und sagten, sie werde den Rekord im Zunehmen im Guinness Buch der Rekorde schlagen.(...) 

Hier ein anderes Beispiel. Einmal rief mich eine junge Frau an, in deren Stimme Angst zu hören war. Sie bat mich um Hilfe für ihren Mann, sie vermutete, dass er sich ums Leben bringen wollte. Ich fragte sie, warum sie so dachte. Sprach ihr Mann etwa darüber? "Er sagt zwar nichts, aber in diesem Jahr gab es in unserem Haus bereits vier Selbstmorde und er begann sich wie jene Menschen zu verändern" - antwortete sie. Ich fragte sie, wie er sich benahm, ob er trank, Krach machte, ob er sich zurückgezogen hat? "Nein, er trinkt nicht. Mein Schwiegervater, sein Bruder und sein Schwager tranken oft. Nur meine Schwiegermutter trank nicht. Er benimmt sich ebenso seltsam wie sie. Er sitzt da, als ob er nicht da wäre und schweigt. Wir haben vier kleine Kinder, helfen Sie mir, was wird sein, wenn er sich umbringt? Ich schaffe das nicht". Sie fing an zu weinen. Ich prüfte es, tatsächlich war er von einem mörderischen Geist besessen. Ich kämpfte etwa ein Jahr lang mit ihm, bis er endlich fortging. Er war boshaft wie kaum einer anderer. Außerdem verbreitete er im Haus einen ekelhaften Gestank. Immer wenn er den Leib des Menschen verließ, konnte man dort nicht aushalten. Man hatte mehrmals die Fußböden rausgerissen und den Putz von den Wänden geschlagen, bis ich davon erfuhr und ihnen mitteilte, dass die Ursache des unangenehmen Geruchs der Geist war. Nachdem er fortgegangen war, war auch die Gefahr vorüber. Und es gab seitdem keinen Gestank mehr. (...) 

Ein sehr vermögender Geschäftsmann, spürte, obwohl er in der Garage einen Mercedes und einige andere gute Autos in seiner Firma hatte, ständig den Zwang, seinen alten, fast auseinanderfallenden Trabbi zu waschen und zu erhalten. Er verbrachte fast jede freie Minute in der Garage. Die Familie ertrug tapfer zwanzig Jahre lang diese Eigenbrötelei. Sie meinten nämlich, dass es in der Welt viel schlimmere Laster als das gibt. Er widmete zwar seine ganze Freizeit dieser Obsession, aber er war wenigstens zu Hause. Dann begann der Trabbi seltsamerweise zu zerfallen, was den Besitzer unnatürlich stark bewegte. Er wurde förmlich zum Berserker. Nach diesem Ereignis kam die Familie zu mir. Als ich zu prüfen begann, ob das Auto mit der Krankheit des Besitzers etwas zu tun hatte, erwies es sich, dass dem genau so war. Vor vielen Jahren, noch bevor der Mann anfing sein Geschäft zu führen, kaufte er den Trabbi und wusste nicht, dass der vorherige Besitzer beinahe einen Unfall verursacht hätte. Dieser große Stress bewirkte, dass er damals hinter dem Lenkrad an einem Herzinfarkt starb. Das Auto war zu seinen Lebzeiten alles, was er besaß. Nach dem Tod hielt er daran fest, und wenn sich auch nur die Gelegenheit dazu bot (wenn der Geschäftsmann Alkohol trank), drang er in den neuen Besitzer ein. Als Geist pflegte er sorgfältig sein Eigentum. Als ich den Geist fort geleitete, erwachte der von ihm heimgesuchte Mensch wie aus einem langen Schlaf. Er kam aus dem Staunen über die Kraft der Besessenheit und darüber, dass er all das nicht bemerkt hatte, nicht heraus. Im Alltag war er ein geschätzter und wohlhabender Mann. Er sagte immer wieder: "Was für ein Glück, dass der Geist nicht mit dieser alten Kiste durch die Stadt fahren wollte, denn das wäre peinlich für mich geworden". (...) 

Einmal kam ein altes Paar zu mir. Sie waren seit fast fünfzig Jahren zusammen. Bisher führten sie eine einträchtige Ehe, bis der Mann auf alles eifersüchtig zu sein begann. Am Anfang war es noch amüsant, aber als die Freunde seiner Enkelin oder sogar Passanten auf der Straße wurden, war seine Besessenheit nicht mehr zu ertragen. Er litt entsetzlich und sie lachte: "Ach du alter Idiot, was sollen diese Jungen schon von mir wollen, wo ich doch mit einem Fuß schon im Grabe steh?" Aber nichts konnte ihn überzeugen, er wusste, was er wusste und Schluss. Als die Geister fortgingen, wurde alles wieder normal und er erinnerte sich an nichts aus jener Zeit. Wie ihr seht, ergreift die Eifersucht Menschen jeden Alters. (...)