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Selbstmordgedanken


Sie finden hier Originalausschnitte aus Wanda Pratnicka's Buch
"Von Geistern besessen - Exorzismen im 21 Jahrhundert":


Im normalen Bewusstseinszustand funktionieren bei uns Abwehrmechanismen, die uns warnen, dass jemand in uns eindringen will. Es gibt aber Situationen, in denen die Menschen keine Kontrolle über sich haben und sich ihrer selbst nicht bewusst sind. Das passiert, wenn der Mensch Alkohol getrunken oder Drogen genommen hat, sowie in jedem abweichenden Zustand des Bewusstseins (sogar nachdem er eine Zigarette geraucht hat!), nachdem er in Ohnmacht gefallen ist, nach einem starken Schlag auf den Kopf, in Narkose während einer Operation. 
Der Geist kann dann Besitz von unserem Leib ergreifen, ohne dass wir etwas davon wissen und dem zustimmen. Manchmal tun dem Geist nach seinem Tod die von ihm verlassenen Menschen so Leid, dass es beschließt, wenigstens für eine Zeit bei ihnen zu bleiben. Er bleibt zu einem Zeitpunkt, an dem es am besten wäre, fortzugehen, solange er noch die Kraft dazu hat. Dann hat er keine Möglichkeit mehr, frei zu wählen. Nach einer gewissen Zeit kann er das nicht mehr, er möchte fortgehen, aber er ist dazu nicht mehr imstande. In ähnlicher Situation befindet sich ein Geist, der zufällig auf einen Menschen getroffen ist, der offen für ihn war, und der für den Geist kein geeignetes Objekt ist. Für unsere Erwägungen ist es eigentlich ohne Bedeutung, wie und aus welchem Grund der Geist in den Menschen eingedrungen ist. Er will einfach aus dessen Leib herauskommen und versucht es auf jede denkbare Art und Weise, aber ohne Erfolg. Er fühlt sich wie in einem Gefängnis oder noch schlimmer. Dort hätte er wenigstens eine größere Bewegungsfreiheit, jetzt fühlt er sich wie in einem engen Käfig. Es gibt für ihn nur zwei Auswege. Entweder auf den Tod des Menschen zu warten und sich auf diese Weise von ihm zu befreien, oder ihn zu diesem Tod zu überreden. Die Art des Todes ist dabei natürlich nicht von Bedeutung. Den Menschen zum Selbstmord zu überreden ist für den Geist viel schwieriger als es im ersten Moment scheint. Ein normaler und gesunder Mensch hat ein starkes Bedürfnis zu leben. Wenn ihm das jemand nehmen möchte oder wenn er es plötzlich verlieren soll, entstehen in ihm zusätzliche Kräfte, um sein Leben zu retten. 
Auf welche Weise gelingt es also dem Geist seinen Plan zu verwirklichen? Erstens, durch die Isolierung des Menschen von der Umwelt, in der er lebt - der Geist tut das, indem er mit seiner Anwesenheit das Bewusstsein des Menschen ganz in Anspruch nimmt. Der Mensch, ohne etwas davon zu wissen, zieht sich zurück, wird unzugänglich für seine Nächsten. Mit Mühe macht er nur das, was er muss und nicht mehr. Der Geist hält beharrlich alle von dem Heimgesuchten fern. In seiner Anwesenheit fühlen wir uns unbehaglich, es schauert uns, es ist uns unangenehm, wir meiden ihn immer mehr, aber auch er meidet uns. Der Geist verursacht, dass der Besessene gegenüber der Umgebung aggressiv eingestellt ist, er kann wegen Kleinigkeiten stänkern und zu Streitigkeiten anzetteln. Ein besessener Mensch fühlt sich oft so schlecht, dass er nach einem Ausweg sucht, um wenigstens für einen Moment den Alptraum, in dem er sich befindet, zu vergessen. Er sucht Vergessenheit im Alkohol, in Drogen oder in ununterbrochener Arbeit. Manchmal wollen sich seine Nächsten und Freunde nicht in sein Leben einmischen, weil sie glauben, dass das, was ein Mensch macht, seine Sache ist und jeder das Recht hat, sein Leben so zu leben, wie er will. Das rührt manchmal von der allgemein herrschenden Gleichgültigkeit her.
Meistens sind sie aber mit sich selbst, den Haus- und Arbeitspflichten so beschäftigt, dass sie einen hilfebedürftigen Menschen neben sich nicht bemerken. Nach anhaltenden Streitigkeiten mit dem Geist, der in den Körper unseres Bekannten eingedrungen ist, kommen wir zu dem Schluss, dass uns der heimgesuchte Mensch mit seinem Verhalten so geärgert hat, dass wir es satt haben, am besten, er geht uns aus den Augen. Es ist natürlich gerade das, was der Geist am meisten will - den Besessenen für sich alleine zu haben. Das, was der Geist mit uns macht, schreiben wir der Boshaftigkeit des Heimgesuchten zu, und dieser denkt genau das Gleiche. Wir sind uns nicht klar darüber, dass es zwischen uns und dem Heimgesuchten eine große Schlucht gibt, die ganz der Geist ausfüllt, indem er an allen, selbstverständlich unsichtbaren Schnüren zieht. Wir ziehen uns von dem Heimgesuchten zurück und er von uns. Der Geist wurde uns los, der Heimgesuchte versinkt immer mehr in die Hoffnungslosigkeit und ist nur einen Schritt von dem Entschluss zum Selbstmord und der Geist einen Schritt von der Befreiung von dem unpassenden Objekt entfernt. 
Er fängt an, dem Heimgesuchten zu beweisen, dass sein Leben gar keinen Sinn hat. Wie? Indem er ihm immer alles verekelt. Egal, was der Mensch machen wird, es ist schlecht. Es ist kein normales Kritisieren mit dem Ziel, auf Fehler hinzuweisen, an denen man arbeiten kann. Der Geist will den Heimgesuchten davon überzeugen, dass dieser eine völlige Null, Unrat, ein Niemand, jemand ohne jeden Wert ist. Am schwersten fällt es dem Geist ganz am Anfang, wenn das Selbstbewusstsein des Menschen noch stark ist, wenn er noch weiß, dass er etwas tun kann, dass er geliebt und akzeptiert wird, usw. Wenn der Geist eine psychische Tiefe arrangiert oder darauf stößt, wird er diese Chance bestimmt ausnutzen, denn dann wird es ihm viel leichter fallen, den Menschen zugrunde zu richten. Wenn der Mensch trotz der Bemühungen des Geistes weiterhin Unterstützung in der Familie und bei Freunden fände, hätte der Geist große Probleme, ihn zum Selbstmord zu bewegen.(...) 

Es kommt vor, dass der Geist den Menschen längere Zeit zum Selbstmord überredet, und dieser nicht reagiert. Er könnte ihn dann zu einem Mord bewegen. In vielen Ländern wird man für einen Mord zum Tode verurteilt und der Geist weiß das. Ihm ist es gleichgültig, wie er sich von dem unerwünschten Menschen befreit. Die Folge für den Menschen wird dann letztendlich der Tod, aber für den Geist die Freiheit sein.(...)