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Unter vier Augen mit dem Exorzisten


 Politik, 1997

 

Unter vier Augen mit dem Exorzisten



Der Exorzist hat ein langes Haar und isst einen Apfel. In ihrer Errungenschaft hat sie "über ein Tausend dokumentierte Austreibungen von Geistern aus den Menschen". Mit Geistern beschäftigt sie sich seit zwanzig Jahren. 
Alles begann, als meine Mutter im Sterben lag und ich mich damit nicht abfinden konnte. Einer Nacht erschien sie vor mir und bat mich, sie sterben zu lassen. Seit jenem Ereignis begann ich mich mit Geistern zu beschäftigen, obwohl ich früher nicht geglaubt hatte, dass es sie überhaupt gibt - erzählt sie. Sie bezeichnet den Exorzisten als "einen Menschen, der die Geister und unerwünschte Energien entfernt". Ich habe wohl von Geburt an Fähigkeiten zur Arbeit mit Energien - sagt sie. 
Die Exorzismen und die Welt der Geister erforschte sie mehrere Jahre lang und sie gibt zu, dass es ihr am schwierigsten fiel, die Barriere der eigenen Angst zu überwinden. 
Besessen kann jeder sein, nichts schützt den Menschen vor einem Geist hundertprozentig, außer dem festen Glauben, dass ihm nichts zustoßen kann. An pathologischen Orten, wie Slums oder Gefängnissen, hat fast jeder einen schweren Geist in sich. Jeder Alkoholiker, Drogensüchtige, Kriminelle ist davon befallen. 
Die Exorzistin leitet die in Menschen eindringenden Geister zu dem Ort, wo sie sich nach ihrem Tod begeben sollten d.h. "zur anderen Seite des Todesvorhanges", ins Licht, zu Gott. 
Sehr wirklichkeitsnah wurde der amerikanische Film "Ghost - Nachricht von Sam" gedreht. 
Am meisten irren die Geister von Menschen umher, die plötzlich gestorben sind (...). Auch ein zu Lebzeiten böser Mensch fürchtet der Strafe nach dem Tod, sein Geist irrt umher und versucht, den Moment des Übergangs hinauszuzögern. 
Die Erzählungen der Exorzistin sind drastisch und erst ab achtzehn erlaubt. Zum Beispiel diese über den Geist eines 82-jährigen Opas, der nach dem Tod seine 76-jährige Frau vergewaltigte. Der Geist kam jede Nacht und quälte die Oma. Die Läuterung dauert kurz, wenn der in den Menschen eingedrungene Geist fremd ist. Die Geister der Nächsten läutert man sogar zwei, drei Monate lang. Tragisch ist, dass die Geister Menschen zu Selbstmorden oder Mordtaten bringen können. Und Vergewaltigungen der Frauen durch die Geister passieren oft. 
Wenn es die Geister, "die andere Seite" und die Angst vor der Strafe gibt, glaubt dann der Exorzist an Gott? Ich glaube zweifelsohne an einen universalen Gott. Es kommen zu mir Leute aus unterschiedlichen Glaubensrichtungen - Griechisch-Orthodoxe, Juden, Katholiken, ich habe auch viele Priester geläutert. 
Ich mache die Exorzismen nicht des Geldes wegen. Bei solch einer Motivation wäre nichts aus der Läuterung und ich könnte den Menschen nicht richtig helfen. Heutzutage naht die Jahrhundertwende heran, die Menschen haben immer mehr Interesse an Geheimkünsten, spüren Angst vor dem Unbekannten. Genauso war es auch Tausend Jahre vor unserer Zeitrechnung. Ich habe es untersucht. Die Exorzistin wohnt auf dem Land. Sie hat zwei erwachsene Kinder, ein großes Landgut, "reiche Familie". 
Und wie sieht sie Ihre Familie? 
Sie betrachten mich als eine Hexe - sagt sie und lächelt dabei. 

Autor: Iwona Trusiewicz